Im Interview erläutert der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Olaf Vopel, warum die Belegschaft vom neuen Chef des Mutterkonzerns noch Schlimmes zu erwarten hat, welche gefährlichen Pläne die Chefetage gerade aus der Schublade holt und wie der Betriebsrat sich eine langfristige Perspektive für tkSE vorstellt.

Olaf, Thyssenkrupp schreibt mit Stahl neuerdings wieder rote Zahlen. Was bedeutet das für den Standort Duisburg?

Olaf Vopel: Es bedeutet, dass wir gehörig unter Druck geraten – und zwar noch stärker, als wir es ohnehin schon erwartet hatten. Thyssenkrupp hat gerade erst verkündet, dass es mit Stahl Geld verliert. Das Unternehmen muss handeln. Das weiß der Mutterkonzern, das wissen wir als Betriebsrat. Nur fürchte ich, dass das Unternehmen andere Konsequenzen ziehen will als wir.

Nämlich welche?

Alles am Standort ist auf eine Produktionsmenge von 11,5 Millionen Tonnen Stahl ausgerichtet: die Anlagen, die Kapazitäten, die Größe der Belegschaft. Man spricht dann vom sogenannten Betriebspunkt. Wir hören aber, dass der neue Chef Miguel López diesen Betriebspunkt deutlich nach unten fahren will.

Auf wie viele Millionen Tonnen?

Das wissen wir nicht, aber wir gehen davon aus, dass López sich da einige Millionen weniger vorstellen kann. Wir hingegen wollen eine sichere Perspektive. Wir halten an unserem Tarifvertrag Zukunft und an einem zukunftsfähigen industriellen Konzept auf Basis unserer Strategie 2030 fest.

Was macht López falsch?

Was er falsch macht? Herr López hat versprochen, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Aber er handelt intransparent und an der Mitbestimmung vorbei, das macht er falsch! López scheint ein weiterer Ankündigungsweltmeister zu sein. Wir kritisieren die Ziellosigkeit der Führungsetage aufs Schärfste. Fehlende Investitionen und unklare Strategien gefährden die Zukunft aller.

Was sollte López richtig machen?

Er sollte vor allem das richtige im Sinne der Belegschaften, im Sinne des Standorts und im Sinne der Arbeitsplätze im Stahl machen und nicht Aktionäre befriedigen wollen. Wir fordern eine aktive Beteiligung an allen strategischen Prozessen auf Augenhöhe. Wir sind keine Verhinderer. Wir kämpfen für den Konzern und den Erhalt unserer Arbeitsplätze.

Wie stellt sich der Betriebsrat dazu auf?

Wir schauen jedenfalls nicht tatenlos zu, und wir warten auch nicht ab, bis man uns die nächsten Hiobsbotschaften serviert. Wir haben deshalb jetzt eine externe Begleitung und Beratung beauftragt, mit der wir Zukunftsszenarien für unseren Standort entwickeln werden. Die aktuelle Lage im Stahl, im Konzern, am Standort werden wir analysieren, bewerten und mögliche Schlussfolgerungen daraus ziehen. Da geht es dann konkret um mögliche Auswirkungen im Hinblick auf Produktion, Organisation, Beschäftigung und Finanzen. Es müssen jetzt Fragen aufgeworfen und die richtigen Antworten gefunden werden.

Welches langfristige Ziel verfolgst Du als Metaller?

Unser Ziel als Betriebsrat und als IG Metall ist klar: Wir wollen das Unternehmen erhalten. Thyssenkrupp Steel braucht langfristig eine Perspektive, das Unternehmen muss die ökologische Transformation stemmen und gleichzeitig so aufgestellt werden, dass es dauerhaft in seiner jetzigen Größe bestehen kann.

Wie lautet Dein Appell an die Belegschaft?

Ich wünsche mir eine hohe Wahlbeteiligung, auch als ein deutliches Zeichen in Richtung Chefetage. Wir brauchen weiterhin eine starke IG Metall im Betriebsrat. Wir übernehmen Verantwortung und schieben sie nicht auf andere. Schutz, Sicherheit und Perspektiven – das ist unser Job. Mit einer starken IG Metall im Rücken haben wir das in den vergangenen Jahren mit viel Engagement schon oft bewiesen. Bitte geht wählen und wählt die IG Metall-Liste: 5.

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