IG Metall und Konzernbetriebsrat zur heutigen Aufsichtsratssitzung der thyssenkrupp AG:

Der Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG hat in seiner heutigen Sitzung der Beteiligung des Energieunternehmens EP Corporate Group (EPCG) am Stahlgeschäft von thyssenkrupp zugestimmt. Die Entscheidung wurde mit dem Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden getroffen gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter. Dazu äußern sich Jürgen Kerner und Tekin Nasikol.

Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der thyssenkrupp AG: „Bei thyssenkrupp wurde heute Geschichte geschrieben –  und zwar im denkbar schlechtesten Sinne. Mit dem Verkauf der 20 Prozent an EPCG kappen die Anteilseigner um Herrn Russwurm mit dem Vorstandsvorsitzenden Herrn Lopez die Leinen zwischen der thyssenkrupp AG und der Stahl AG. Die dadurch entstehenden Risiken sind nach unserer Überzeugung völlig ungeklärt.

Dieses waghalsige Manöver findet ausgerechnet in stürmischen Zeiten statt: Der Stahlvorstand arbeitet gerade an einem Restrukturierungskonzept, dem wahrscheinlich Tausende Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen. Für die Restrukturierung werden Milliardensummen fällig werden. Mein Fazit: Die thyssenkrupp AG entledigt sich ihrer Verantwortung für die Beschäftigten, noch bevor der Plan für den Stahlbereich überhaupt vorliegt.

Die Arbeitnehmerseite begrüßt ausdrücklich die Bereitschaft von EPCG, sich beim Stahl zu engagieren. Wir verstehen auch, dass Herr Kretinsky Einblick in die Erarbeitung des neuen Planes erhalten möchte. Dafür ist aber weder dieses übereilte Vorgehen noch eine sofortige 20-Prozent-Beteiligung nötig. Vielmehr wäre jetzt Besonnenheit und Klarheit gefragt. Stattdessen herrscht wilder Aktionismus, um den Stahlbereich in die Eigenständigkeit zu schicken. Das wird auf unseren erbitterten Widerstand stoßen.“

Tekin Nasikkol, GBR-Vorsitzender tkSE AG & KBR-Vorsitzender tkAG: „Mit der Doppelstimme von Russwurm sind die letzten Hoffnungen auf ein faires, demokratisches Miteinander begraben worden. Die Zukunft des größten Stahlproduzenten Deutschlands steht vor unsicheren Zeiten. Lopez handelt unverantwortlich und geht volles Risiko. So etwas hat es bei thyssenkrupp noch nie gegeben. Jetzt sind wir im Konfliktmodus.“

Foto: Bernd Röttgers

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