Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wählen einen neuen Betriebsrat. „Schon wieder“ werden vielleicht einige sagen. Eigentlich haben wir Wichtigeres zu tun. Aber mein Aufruf lautet: Lasst uns die neuerliche Wahl als große Chance begreifen. Denn genau das ist sie. Die Wahl kommt zu einer Unzeit, wo einerseits die deutsche Wirtschaft unter extremen Druck steht und gleichzeitig unsere Konzernmutter in Essen, die Thyssenkrupp AG, die Weichen bei Stahl neu stellen möchte.
Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir einen voll funktionsfähigen Betriebsrat haben und eine starke IG Metall an unserer Seite. Das Jahr 2024 wird ein Schicksalsjahr für die gesamte Stahlindustrie und ganz besonders für uns bei Thyssenkrupp Steel Europe AG.
Diesen Augenblick müssen wir nutzen, um den für uns richtigen, den zukunftsweisenden Weg zu gestalten. Andernfalls überlassen wir dem Vorstand in Essen allein die Entscheidung über den Kurs des Unternehmens und die Zukunft unserer Arbeitsplätze. Lasst uns die Richtung gemeinsam mitbestimmen, mit einem klaren Bekenntnis zum Team IG Metall.
Welche Weichen müssen wir stellen?
Die Weiche in Richtung Verselbstständigung: Dass die Verselbstständigung kommen soll, ist klar vom Konzern so gewollt. Die wollen uns loswerden. Aber wie soll das geschehen? Dabei müssen wir ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Denn so wie bislang darf es nicht weitergehen.
CEO López verhandelt mit potenziellen Käufern hinter verschlossenen Türen. Er klammert die Arbeitnehmerseite aus. Wir fordern ein gemeinsames Vorgehen auf Augenhöhe, ein tragfähiges industrielles Konzept und natürlich die Sicherung von Arbeitsplätzen. Zum möglichen Interessenten EPH und Kretinsky wiederhole ich unsere Position: Wir haben nichts gegen Milliardäre, solange sie ihr Geld in den Stahl investieren.
Die Weiche in Richtung Transformation: Viele von Euch sind dem Aufruf der IG Metall gefolgt und haben im vergangenen Jahr für Investitionen demonstriert. Das Ergebnis: eine zwei Milliarden schwere Förderung. Dies zeigt, wozu wir in der Lage sind, wenn wir zusammen für eine Sache kämpfen. Die Baustelle für die neue Direktreduktionsanlage brummt mittlerweile. Damit ist der erste wichtige Schritt der Transformation eingeleitet, weitere Schritte müssen aber noch folgen und daher müssen wir weiterhin für unsere gemeinsame grüne Zukunft kämpfen mit der IG Metall an unserer Seite.
Die Weiche Richtung Berlin: Die Konjunktur bereitet uns große Sorgen. Stahl steht aktuell unter besonderem Druck aus dem Ausland mit billigen Importen und aus dem Inland durch die schwache Nachfrage insbesondere aus der Automobilindustrie. Dazu kommen noch die nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten in Deutschland. Da zieht ein bedrohlicher Sturm auf. Deshalb müssen wir die Politik in die Pflicht nehmen. Das kann kein Einzelner. Es braucht eine starke Gewerkschaft wie die IG Metall. Wir treten für eine Politik ein, die den Wirtschaftsstandort Deutschland stärkt, damit der Kurs weiter in Richtung grüne Transformation geht und die Arbeitsplätze weiter abgesichert werden.
Wir werden uns als Betriebsrat und als IG Metall diesen Aufgaben gemeinsam mit Euch stellen und uns Gehör verschaffen – denn das ist die Kernkompetenz einer schlagkräftigen IG Metall. Ich bitte Euch deshalb: Schließt Euch an. Mit Eurer Stimme bekennt Ihr Euch und stärkt das Team der IG Metall.
Aus Liebe zum Stahl.
Euer
Ali Güzel